Allgemein definiert man Selbstversorgung als die maximale Versorgung mit Lebensmittel aus eigenem Anbau. Konkret kann dazu ebenso der eigene Obst- oder Gemüsegarten bzw. (Hoch-)Beete gehören, als auch eigene Nutztiere (z.B. Bienen, Hühner, Schweine usw.) oder selbstgebackenes Brot aus eigenem Getreide. Aber auch die Terrasse oder der Balkon eignen sich im entsprechenden Umfang dafür.
Das Konzept „Selbstversorgung“ erfuhr vor allem seit der Coronapandemie, Krieg und Inflation einen Aufschwung. Es entspringt dem menschlichen Wunsch nach Nachhaltigkeit und Ursprünglichkeit sowie nach einer Unabhängigkeit von Versorgungsketten. Selbstversorger wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und sie so neu wertschätzen.
Wer sich selbst versorgt, erzeugt seine eigenen Lebensmittel und lebt somit unabhängig vom Markt und Handel. Man spart u.U. Geld und vermeidet lange Transportwege. Zudem lernen Selbstversorger viel über die Natur, da sie nah an ihr leben und mit ihr arbeiten. Nicht zuletzt gehören auch die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, ein neues Gefühl für Saisonalität und ein intensiverer Geschmack der eigenen Produkte gegenüber Importware zu den Vorzügen.
Wer (weitestgehend) ohne gekaufte Ware und Importe lebt, ist auf die Saison und eine gute Ernte angewiesen. Nicht jedes Lebensmittel ist immer bzw. ausreichend verfügbar, Stichwort Missernte. Der eigene Anbau als auch die Verarbeitung setzen vor allem zu Beginn einen höheren Zeitaufwand und eine gewisse Einarbeitung voraus. Zudem gibt es natürliche Grenzen, denn nicht alles ist auch selbst anbaubar oder gelingt auf heimischem Boden.
Ein aktiver Selbstversorger ist Ralf Roesberger. Im Rheinland bauen er und seine Familie auf 2.000 Quadratmetern Obst und Gemüse an, halten Hühner und Bienen. Wie es dazu kam und was die Höhen und Tiefen eines Lebens als Selbstversorger sind, hat er uns erzählt.
Hier gehts zum Beitrag über Selbstversorger Ralf Roesberger
Von wegen spießig und altbacken: Die Kleingartenszene in Deutschland boomt. Bundesweit 889.971 Kleingärten auf einer Fläche von 44.000 Hektar zählte der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. im März 2023. Die Spitzenreiter (nach Mitgliedern im Landesverband) sind Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin.
Neben dem Naturerlebnis und der Handarbeit spielt für viele Hobbygärtner dabei auch die Versorgung mit eigenem Obst und Gemüse eine große Rolle. Und das ist im Bundeskleingartengesetz sogar genaustens geregelt: Mindestens ein Drittel der Gartenfläche muss dafür vorgesehen sein.
Wer sich selbst versorgen will, findet über den Kleingarten schnell Möglichkeiten zum Austausch mit Gleichgesinnten, mit denen dann auch Pflanzen oder Saatgut getauscht werden kann. Ein Kleingarten bietet zudem viel Platz für das eigene Gemüse, Obst und Blumen. Das Erleben des eigenen Anbaus, mit Saat, Ernte und Verarbeitung, bietet zudem einen pädagogischen Effekt für Kinder (und Erwachsene).
Auf der anderen Seite stehen ein lokal begrenztes Angebot an Parzellen und teilweise lange Wartelisten. Auch die Kleingartenverordnung gibt Grenzen vor, in denen der Gestaltungsspielraum gehalten werden muss. Zudem kann es zu Konflikten mit Nachbarn kommen.
Tomaten ernten, Anzuchtplatten bestücken, Gemüsebrühe selber machen: Unter @ringelundblume ermöglicht Stefanie Bartz ihren über 9.000 Followern auf Instagram Einblicke in ihren Nutzgarten, die Küche und Imkerei. Im Interview hat sie uns erzählt, was Selbstversorgung für sie persönlich bedeutet, welche Tipps Neuanfänger beachten sollten und warum sie sich keinen anderen Lebensstil mehr vorstellen kann.
Hier geht es zum Interview mit Selbstversorgerin Stefanie Bartz
Auch für Menschen, die keinen eigenen Garten haben oder denen die Zeit fehlt, gibt es Möglichkeiten, um in die Selbstversorgung einzusteigen.
Solidarische Landwirtschaft (kurz SOLAWI) funktioniert nach dem Prinzip, dass Mitglieder Geld an einen landwirtschaftlichen Betrieb geben und im Gegenzug einen Anteil vom Ernteertrag erhalten. Je nach Modell ist darüber hinaus auch eine eigene Mitarbeit notwendig bzw. möglich.
Mietbeete sind mittlerweile in einigen Städten zu finden. Interessenten mieten sich ein Beet für eine Gartensaison und können dann ihr eigenes Gemüse anbauen und ernten. Manchmal gibt es auch Unterstützung durch Profis.
Ein solches Angebot gibt es mit unserem Saisonbeet in Weimar. Hier gibt es mehr Informationen dazu.
Bei Abo-Kisten zahlen Verbraucher einen Festbetrag und bekommen dafür vom Landwirt regelmäßig eine Kiste mit saisonalen Produkten (z.B. Gemüse) zusammengestellt und nach Hause geliefert.
Genossenschaften sind ein Zusammenschluss von mitspracheberechtigten Mitgliedern, die gemeinsam einen Geschäftsbetrieb finanzieren bzw. fördern. Sie profitieren im Gegenzug z.B. von Vergünstigungen.
Immer frisches Obst und Gemüse aus eigener Ernte zu haben: Mit diesem Wunsch starten die meisten Menschen, die sich für ein Leben als Selbstversorger entscheiden. So war es auch bei Tina Reithmeier. Allerdings: Einen eigenen Garten hatte die im Raum München lebende Frau nicht. Weil sie die Selbstversorger-Idee aber nicht mehr los ließ, legte sie einfach auf ihrem Balkon mit dem Anbau von Radieschen, Salat und Co los. Das war 2018. Heute gibt Tina als Bloggerin regelmäßig Einblicke in ihren Balkongarten und teilt ihre Erfahrungen mit der Community bei Instagram und YouTube sowie auf ihrem Blog. Wir haben mir ihr gesprochen und sie gefragt, worauf es beim Balkongärtnern ankommt und wie man am besten startet.
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