Laut einer Umfrage von Statista sind die Hauptgründe für den Kauf von Bio-Produkten die artgerechte Tierhaltung, die Naturbelassenheit der Lebensmittel sowie die regionale Herkunft der Produkte. Auch der Wunsch nach einer gesunden Ernährung sowie nach weniger Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffen tragen zu der Entscheidung bei.
Für den Kauf von konventionellen Lebensmitteln sprechen aus Sicht der Verbraucher der günstige Preis, die große Auswahl sowie die Bevorzugung einer bestimmten Marke. Weitere Aspekte sind die Qualität der Lebensmittel und dass Bio-Produkte nicht verfügbar sind.
Geht man durch den Supermarkt, findet man die verschiedensten Hinweise für den Anbau bzw. die Produktion von Lebensmitteln: Integriert, ökologisch, naturnah, kontrolliert und noch viele mehr. Aber was bedeuten diese Begriffe? Und was davon ist wirklich bio?
Nur Produkte, die die Bezeichnungen bio, öko, biologisch oder ökologisch tragen, stammen aus biologischer Landwirtschaft. Diese Begriffe sind gesetzlich geschützt. Biologisch und ökologisch werden hier als Synonyme verwendet. Außerdem tragen all diese Produkte eine Öko-Kontrollstellen-Nummer.
Der Begriff der konventionellen Landwirtschaft hat sich erst mit der Einführung des Begriffs der biologischen Landwirtschaft etabliert. Demnach umfasst die konventionelle Landwirtschaft im Grunde alles, was nicht bio-zertifiziert ist und zeigt dabei viele verschiedene Facetten. Einige Bezeichnungen beinhalten zum Beispiel, dass bestimmte Vorschriften oder Richtlinien von Verbänden oder Vertragspartnern eingehalten werden, die über den gesetzlichen Standard der konventionellen Landwirtschaft hinausgehen. Für den Konsumenten ist aber nicht immer direkt ersichtlich, welche Anforderungen damit gemeint sind.
Pflanzen werden angebaut, um Tiere mit Futter und Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Zum Wachsen benötigen Pflanzen neben Wasser und Licht: Nährstoffe. Bestimmte Nährstoffe sind jedoch nicht ausreichend im Boden verfügbar und müssen diesem auf anderem Wege in Form von Dünger zugeführt werden.
Dabei gilt es darauf zu achten, nicht mehr zu düngen als von den Pflanzen aufgenommen werden kann. Denn eine übermäßige Düngung mit bspw. Stickstoff hat negative Folgen. Der überschüssige Stickstoff wird im Boden zu Nitrat umgewandelt und kann durch Regen in das Grundwasser gelangen. Das kann zu einer Bodenversauerung und einer abnehmenden Bodenfruchtbarkeit führen.
Sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Anbau ist das Ziel ein gutes Pflanzenwachstum. Im konventionellen Anbau werden sowohl mineralische als auch organische Düngemittel verwendet. Mineralische Dünger werden industriell hergestellt und sind im Boden leicht löslich und können von den Pflanzen einfach aufgenommen werden. Außerdem ermöglichen sie eine sehr exakte Düngerabstimmung auf den Bedarf der Pflanzen. Allerdings umgehen mineralische Dünger den natürlichen Kreislauf des sogenannten Nährstoff-Recylings, was zu einer abnehmenden Bodenfruchtbarkeit führen kann.
Organische Dünger, z.B. Gülle oder Mist, enthalten ebenfalls einige Nährstoffe. Allerdings in sehr unterschiedlichen Konzentrationen. Damit Pflanzen die Nährstoffe nutzen können, müssen diese erst von Mikroorganismen zersetzt werden. Einflussfaktoren wie Temperatur oder Feuchtigkeit bei diesem Prozess erschweren die Düngerabstimmung auf den Bedarf der Pflanzen.
Im ökologischen Anbau wird versucht, den Pflanzen durch die Förderung eines optimalen Bodens ein gutes Wachstum zu bieten. Das geschieht durch vielfältige Fruchtfolgen und den Anbau von Hülsenfrüchten. Diese dienen im Öko-Anbau zur Stickstoffdüngung. Allerdings setzen auch viele konventionelle Landwirte auf diese Methoden zur Erhalt der Qualität des Bodens.
Etwa 50 Liter Kuhmilch trinken wir durchschnittlich im Jahr (Süddeutsche Zeitung, 2019). Dabei wird der Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbraucher nach Milch in Bioqualität immer größer. Ein wichtiger Grund: das Tierwohl. Denn Konsumenten nehmen an, dass Bio-Kühe besser gehalten werden.
Grundsätzlich gilt, wer als Landwirt gesunde Tiere und hochwertige Erzeugnisse möchte, der muss seine Tiere entsprechend behandeln. Nichts verursacht mehr zusätzliche Kosten, als ein krankes Tier. Das liegt sowohl im Interesse von ökologischen als auch konventionellen Betrieben. Dennoch gibt es einige Unterschiede.
Nach der EU-Öko-Verordnung, dem geringsten Bio-Standard, stehen einer Kuh in ökologischer Haltung mindestens sechs Quadratmeter innerhalb und viereinhalb Quadratmeter außerhalb des Stalles zu. Für konventionell gehaltene Kühe gibt es keine gesetzlich geregelten Platzvorschriften. Zudem erhalten Bio-Kühe regelmäßig Auslauf, möglichst auf einer Weide. Die Anbindehaltung ist weder auf konventionellen noch auf Bio-Betrieben komplett verboten. In Ausnahmefällen, z.B. bei maximal 50 gehaltenen Tieren, ist diese unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, wird jedoch immer seltener praktiziert. Die Enthornung der Kälber (also das Entfernen der Hörner bei den Tieren) ist ebenfalls nicht absolut verboten, darf in der ökologischen Tierhaltung jedoch nicht routinemäßig durchgeführt werden.
Eine Kuh gibt das erste Mal Milch, sobald sie ihr erstes Kalb geboren hat. Nach der Geburt werden Mutterkuh und Kalb voneinander getrennt, oftmals auch auf Bio-Betrieben. Jedoch werden die Kälber hier mit Kuhmilch getränkt und in Gruppen gehalten. Einige Landwirte aus dem konventionellen Bereich arbeiten ebenfalls nach diesen Prinzipien.
Weitreichender als die Vorschriften der EU-Öko-Verordnung sind die Richtlinien kleinerer Bio-Verbände wie z.B. Demeter, Bioland oder Naturland. Diese versprechen zum Teil mehr Platz, keine Enthornung oder die kuhgebundene Kälberaufzucht.
„Ist das gespritzt?“ Das ist eine häufige Frage, die sich viele beim Einkauf stellen, denn: die Angst vor Rückständen von Pestiziden in Lebensmitteln ist groß. Der Landwirt spricht statt von Pestiziden von Pflanzenschutzmitteln. Denn dieser Begriff beschreibt die Funktion der verschiedenen Mittel am besten.
Um die Menschen mit ausreichend Lebensmitteln versorgen zu können, müssen Landwirte darauf achten, dass die angebauten Pflanzen gesund sind. Wegen verschiedenster Faktoren treten ständig neue Pflanzenkrankheiten auf. Und ein gezielter Pflanzenschutz kann den Befall der Pflanzen mit Krankheiten, Schädlingen oder Unkraut verhindern. Dafür gibt es sehr genaue Richtlinien, die streng kontrolliert werden und über die die Landwirte genau Buch führen müssen.
Rückstände von Pflanzenschutzmitten in Lebensmitteln sind dann zulässig, wenn sie festgelegte Grenzwerte nicht überschreiten und demnach gesundheitlich unbedenklich sind. Die für jeden Wirkstoff in Deutschland festgelegten Grenzwerte enthalten einen sehr großen Sicherheitspuffer. Sie liegen also bewusst deutlich tiefer als die Werte, die unsere Gesundheit gefährden könnten.
Auch im Bio-Anbau gibt es Pflanzenschutz. Der größte Unterschied ist jedoch, dass hier auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel (= künstlich hergestellte Mittel) verzichtet wird. Generell sind die Auflagen für Pflanzenschutzmittel im ökologischen Anbau noch einmal deutlich höher als im konventionellen Bereich. Das hat Auswirkungen auf die Erträge: Laut dem Forschungsinstitut HHFA geht der Ertrag bei der Umstellung von konventionellem auf Öko-Anbau um 50 Prozent zurück.
Ökologisch wirtschaftende Landwirte setzen auf Pflanzenschutzmittel auf naturstofflicher oder mikrobieller Basis. Diese zersetzen sich oft schneller in der Natur als chemisch produzierte Mittel. Generell umfasst die Liste der zugelassenen Pflanzenschutzmittel im Bio-Anbau nur ein Zehntel der Menge an Mitteln in der konventionellen Landwirtschaft. Doch auch hier gibt es Kritik, z.B. an der Ausbringung von Kupfer, für die es momentan noch keine wirkungsvolle Alternative zu geben scheint.
Doch egal ob konventioneller oder ökologischer Anbau – Landwirte agieren stets nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Denn abgesehen von den Folgen für Pflanzen und Boden sind Pflanzenschutzmittel sehr teuer.
Die Natur ist die Grundlage der Landwirtschaft. Nur indem Landwirte die Biodiversität (also die Vielfalt der Pflanzen und Lebewesen) erhalten, können sie auch in Zukunft von der Umwelt profitieren und gute Ernteerträge erzielen. Beispielweise sorgen Insekten durch das Bestäuben der Blüten für die Befruchtung der angebauten Nutzpflanzen.
Jedoch steht die Landwirtschaft vor der Herausforderung auf geringer werdender Fläche immer mehr Nahrungs- und Futtermittel zu produzieren. Denn der wirtschaftliche Druck auf die Landwirte steigt. Es entsteht ein Spagat zwischen dem Schutz der Artenvielfalt und der Produktivität des Betriebs.
Maßnahmen, die zum Erhalt der Biodiversität ergriffen werden, sind zum Beispiel das Anlegen von Blühstreifen, Lesesteinhaufen oder Nisthilfen.
Konventionelle und ökologische Betriebe haben teilweise unterschiedliche Herangehensweisen um die Biodiversität zu fördern. Jedoch arbeiten alle Landwirte tagtäglich mit und in der Natur. Daher ist ihnen der Erhalt der Biodiversität ein Grundanliegen.
Viele Verbraucher greifen zu Bio-Produkten, da sie vermuten, dass diese gesünder sind. Doch stimmt das überhaupt?
Mit dieser Frage haben sich bereits zahlreiche Forscherinnen und Forscher auseinandergesetzt. Das Ergebnis: eine eher unklare Befundlage. Bestätigt wurde, dass auf Bio-Produkten seltener Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, den sogenannten Pestiziden, zu finden sind als auf konventionellen Produkten. Allerdings dürfen auch diese gewisse Grenzwerte nicht überschreiten, die die Gesundheit gefährden könnten.
Eine Analyse der Universität Stanford (Annals of Internal Medicine) zeigte, dass Bio-Lebensmittel nicht zwingend gesünder sind als konventionell erzeugte Produkte. Es gab keinen Unterschied beim Vitamingehalt, dem Fett- und Proteingehalt sowie bei der Belastung mit Krankheitserregern.
Auch die verbreitete Annahme, dass die Ernährung mit Bio-Lebensmitteln das Krebsrisiko senkt, konnte wissenschaftlich bisher noch nicht belegt werden. Wer also zu Bio-Produkten greift, um sich gesünder zu ernähren, liegt nicht zwangsläufig richtig.
Nur weil ein Apfel vom Bio-Bauern kommt, muss er nicht zwingend gesünder sein. In der Bio-Landwirtschaft liegt der Fokus nicht auf der Gesundheit der erzeugten Lebensmittel, sondern vielmehr darauf Ressourcen zu schonen, noch mehr auf die Umwelt zu achten und den Lebensraum von Pflanzen und Tiere zu erhalten.
Dazu gehört zum Beispiel, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Sorten verboten ist und mit organischen Mitteln gedüngt wird. Bio-Obst kann z.B. auf Streuobstwiesen oder auf klassischen Plantagen angebaut werden. Die meisten Obstsorten sind relativ robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Deshalb sind dort weniger Pflanzenschutzmittel nötig. Allerdings werden Mittel wie Kupfer verwendet, die die Bodenqualität und Bodendiversität beeinflussen.
Im konventionellen Anbau findet man häufig Apfelplantagen, auf denen die Äpfel an Bäumen wachsen, die nicht größer als drei Meter werden. Auf Höfen, die konventionell bewrtschaftet werden, kann die Variation an verschiedenen Obstsorten geringer sein. Wenn nur eine oder wenige Kulturen angebaut werden, fehlen dem Boden wichtige Nährstoffe, die mit Düngemittel ausgeglichen werden.
Unabhängig vom biologischen oder konventionellen Obstbau hängen die Umweltauswirkungen größtenteils von der Lagerdauer und dem Transport ab. Denn eine gekühlte Lagerung und lange Transporte sind sehr energieintensiv und produzieren hohe Treibhausgasemissionen.
Aus Umweltaspekten ist es daher am besten zu frischen, regionalen und saisonalen Äpfeln zu greifen.
Ob das eine besser ist als das andere, ist schwierig zu beantworten. Am besten ist eine Kombination aus beidem.
Viele sind der Ansicht, dass der Ökolandbau die Lösung aller Probleme sei. Die Frage ist jedoch, kann die ökologische Landwirtschaft alle Menschen in allen Bevölkerungsschichten ernähren? Zwar ist der Bio-Anbau auf die Fläche bezogen sehr nachhaltig – der Ertrag ist jedoch geringer. Weltweit werden nur auf einem Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen Lebensmittel ökologisch angebaut.
Würde man versuchen, immer mehr Menschen mit Bio-Lebensmitteln zu versorgen, müsste die Anbaufläche um ein Vielfaches erweitert werden – auf Kosten von Wäldern und Lebensräumen. Denn im Ökolandbau fallen die Erträge bis zu 50 Prozent geringer aus. Das liegt vor allem an dem eingeschränkten Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Insbesondere in der Hauptwachstumsphase kommt es zu Einschränkungen mit der Nährstoffversorgung. Außerdem ist der Öko-Anbau deutlich anfälliger für Schädlinge, da hier auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird.
Hinsichtlich des Naturschutzes und der Sicherung der Lebensmittelversorgung ist eine Landwirtschaft ideal, die die Vorteile von biologischer und konventioneller Landwirtschaft vereint. Sehr viele heimische Landwirte tun das bereits, ohne dass es dafür ein bestimmtes Label gibt. Bio ist auf jeden Fall nicht automatisch gut. Konventionell ist nicht automatisch schlecht.
Was nötig ist, sind effiziente Dünge- und Pflanzenschutzmittel, leistungsfähige und resistente Sorten, vielfältige Fruchtfolgen und eine gute Bodenpflege. Auch die Verfahren der Gentechnik können hilfreich sein.
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Regionalität. Eine Tomate aus der Region ist auf jeden Fall besser als die Bio-Tomatel aus Marokko. Kauft man regional und saisonal ein, wird durch kurze Transportwege das Klima geschützt und regionale Landwirte vor Ort werden unterstützt.
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