Schon seit vielen Jahrzehnten ist der Anbau von Tee- und Arzneikräutern fester Bestandteil im Repertoire der Agrarprodukte Ludwigshof eG. Elf verschiedene Sorten – von Brennnessel bis Salbei – finden sich aktuell auf den Feldern rund um Ranis bei Pößneck im Saale-Orla-Kreis in Thüringen. Vom Pflanzen über das Hacken und Ernten erfordert ihr Anbau viel Erfahrung, Geschick und Handarbeit.
Wer Kräuter liebt, wird Daniel Schmutzler wohl um seinen Arbeitsplatz beneiden. In der Erntesaison von Mai bis Oktober duftet es im Büro des für die Sonderkulturen zuständigen Mitarbeiters täglich nach Pfefferminze, Spitzwegerich oder Zitronenmelisse – je nachdem, was die Mitarbeiter gerade vom Feld holen. Heute wird hier ganz unverkennbar Kamille verarbeitet. In großen Hallen direkt hinter dem Bürogebäude laufen die Blüten über ein Trocknungsband oder werden auf Lüftungsrosten bei 35-45 Grad Celsius vorsichtig gedörrt. Drei bis vier Tage dauert dieser Prozess, bevor sie in großen Pressballen verpackt zur Weiterverarbeitung zu Tee oder pharmazeutischen Produkten an den Vertragspartner gehen. Aber wo kommen die Kräuter eigentlich her?
Vom Feld in die Verpackung in fünf Tagen
Tatsächlich kann man bei der Ludwigshofer Ware von einem durch und durch Thüringer Produkt sprechen. In Erfurt oder Artern gezogene Jungpflanzen werden oft als mehrjährige Kulturen auf den Feldern der Agrarproduktion gepflanzt und von zwölf Mitarbeitern und 50 Saisonkräften in viel Handarbeit gepflegt, geerntet und weiterverarbeitet. Allein zwei bis vier Hackdurchgänge sind pro Jahr und Kultur erforderlich, um dem Unkraut Herr zu werden. Und das alles von Hand, denn geeignete Maschinentechnik gibt es für diese Arbeit noch nicht. Sorgfalt ist beim Hacken erste Pflicht, denn gewisse Unkräuter enthalten Pflanzengiftstoffe und können so im schlimmsten Fall eine ganze Charge verderben. Im Mai läuten Spitzwegerich und Brennnessel die Erntesaison ein, die dann bis zum letzten Pfefferminzschnitt Ende Oktober andauert. Als größte Herausforderung dabei benennt der Experte die Erntetechnik, da es die benötigten Maschinen nicht in Serie gibt. Also ist Erfindungsreichtum gefragt – Da wird der Spitzwegerich eben mal mit dem Feldhäcksler eingefahren. Überhaupt sind Erfahrung und Feingefühl des A und O: „Jedes Kraut hat seine Eigenheiten“, so Schmutzler. Auch das Wetter kann dem Ertrag einen Strich durch die Rechnung machen. „In diesem Jahr zum Beispiel hat der Spätfrost Teile der Kamille zerstört. Statt wie üblich 400 Hektar konnten wir so nur etwa 270 nutzen.“
Kräuterwissen weitergeben
Trotz hoher Nachfrage fristet der heimische Kräuteranbau weithin ein Nischendasein. Neben dem hohen Maß an erforderlicher Erfahrung und Handarbeit spielt Schmutzler zufolge dabei auch das Fehlen von entsprechender Wissensvermittlung in Studium und Lehre eine Rolle. Und was der Bauer nicht kennt, das pflanzt er nicht an…oder so ähnlich. Ganz bewusst werden die Lehrlinge der Agrarproduktion deswegen auch in diesen Bereich mit einbezogen. Zudem sind immer wieder interessierten Studentengruppen zu Gast. Gibt es auch einen Tipp für das heimische Kräuterbeet? „An sich sind Kräuter sehr pflegeleicht und wachsen von allein gut. Aber Pfefferminze braucht viel Wasser und Melisse sollte vor Frost geschützt werden“, empfiehlt der Experte. Und auch seinen wichtigsten Wunsch für die nächsten Wochen teilt er wohl mit vielen Kleingärtnern: „Dass es endlich mal wieder ausreichend regnet.“
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