Wie der Traditionsbetrieb Fischer Gemüse seit 150 Jahren saisonales Gemüse regional vermarktet
Seit 150 Jahren baut Familie Fischer am Rand von Thüringens Landeshauptstadt Erfurt jetzt schon Gemüse an. Die Brüder Lars Fischer und Hubert Willkommen bewirtschaften den Hof in fünfter Generation. Die Familientradition zu erhalten ist ihnen dabei ebenso wichtig wie ein vielfältiges Angebot aus neuen und alten Sorten. Auf 50 Hektar bauen sie etwa 30 verschiedene Gemüsesorten, aber auch Blumen und Getreide an. „Von Blumenkohl bis Zucchini ist alles dabei“, sagt Lars Fischer stolz. Auch die in der Stadt Erfurt berühmten Puffbohnen werden hier noch angebaut.
Ihre Kunden wissen das saisonal wechselnde und deshalb immer frische Angebot zu schätzen. Jetzt im Sommer seien die Tomaten sehr begehrt. Bei Fischers gibt es sie in unterschiedlichen Größen, Farben, Formen und Geschmacksrichtungen. Von Eiertomaten bis zu roten, runden Partytomaten sind aktuell 8 Sorten im Anbau. Lars Fischers persönlicher Favorit ist die „San-Marzano“-Tomate, auch Flaschentomate genannt. Aufgrund ihres geringen Wassergehalts eignet sie sich besonders gut zum Grillen, ist aber auch ein echtes Highlight in Salaten oder auf dem Butterbrot. Entscheidend für die Qualität ist vor allem der geschützte Anbau im Gewächshaus. „Wasser von oben mögen Tomaten gar nicht“ erklärt Fischer. Stattdessen versorgen am Boden verlaufende Schläuche den Wurzelbereich der Pflanzen mit Flüssigkeit. Braunfäule könne durch die effiziente Tröpfchenbewässerung nahezu ausgeschlossen werden.
Auch wer auf der Suche nach Außergewöhnlichem ist, wird bei Fischer Gemüse fündig. Ein besonderer Hingucker ist oranger, grüner und lila Blumenkohl. Das farbenfrohe Gemüse wird, je nach Witterung, von Mai bis in den Dezember hinein von Hand geerntet und verkauft. Auch wenn die Farbigkeit des Blumenkohls heutigen Verbrauchern skurril erscheinen mag – Ursprünglich waren alle Blumenkohlköpfe bunt. Die weiße Farbe, wie sie heute üblich in den Supermärkten zu finden ist, ist das Ergebnis verschiedener Züchtungen. Denn anders als im Ursprungsland des Kreuzblütlers Kleinasien wollten die Deutschen keinen bunten Kohl essen. Man deckte die Knolle während des Wachstums ab, um sie vor Sonnenlicht zu schützen und die Färbung zu verhindern. Dafür wurden die Blätter der Pflanze genutzt, die man über den Knospen zusammenband. Heute haben sich daraus selbstdeckende Sorten entwickelt. Fischer betont, dass der farbige Blumenkohl nicht nur ein Blickfang ist, sondern oft auch nährstoffreicher als die weißen Kohlköpfe, welche heute die Supermarktauslagen dominieren.
Dass Verbraucher in Deutschland heute überhaupt Blumenkohl kennen und kaufen können, verdanken sie dem Gärtner Christian Reichart (1685-1775). „Er hat damals den Blumenkohl mitgebracht“, weiß Fischer. „Früher wurde in Deutschland und besonders in Thüringen sehr viel Blumenkohl angebaut. Heute sind wir mit einer Anbaufläche von sechs Hektar fast die letzten Blumenkohlproduzenten in Thüringen“, so Fischer. Verantwortlich seien aus seiner Sicht zum einen eine sinkende Nachfrage und zum anderen die niedrigen Preise von Importware, mit der viele heimische Landwirte nicht mithalten könnten.
Ihr Gemüse bringen die Fischers primär im eigenen Hofladen in Erfurt sowie auf Marktständen in der Region an den Kunden. An der Direktvermarktung schätzt Fischer vor allem den Austausch mit den Menschen aus der Region. Schon als Jugendlicher habe er am Stand geholfen und Blumenkohl geputzt. „Viele Gesichter von damals begegnen mir auch heute noch regelmäßig“, freut sich Lars Fischer. Der Kundenkontakt ist seiner Meinung nach unerlässlich, um die Wertschätzung für heimisches Gemüse und Obst zu steigern – ein Anliegen, das dem Gemüsebauern sehr am Herzen liegt.
Bereits
1479 Mitgliedsbetriebe
aus ganz Deutschland