Donnerstag, 14.März 2024

Bauernproteste. Und nun?: So ist die Lage aktuell bei Landwirt Ralph Wickler

Nach den massiven Bauernprotesten zum Beginn des Jahres gibt es auch heute noch mancherorts Demonstrationen von aufgebrachten Landwirten. Denn obwohl die Bundesregierung ihre Sparpläne teilweise zurückgenommen hat (so bleiben z.B. die grünen Nummernschilder für Landmaschinen erhalten), sind die Landwirte unzufrieden. So geht es auch Ralph Wickler von der Gleistal-Agrar eG Golmsdorf in der Nähe von Jena. Durch das Aus für die Agrardieselrückerstattung kommen auf den Betrieb Mehrkosten in Höhe von 50.000 Euro pro Jahr zu. Der Vorstandsvorsitzende des Landwirtschaftsbetriebes mit fast 60 Mitarbeitern setzt zwar schon seit einiger Zeit auf viele verschiedene Standbeine wie etwa eine Autoverwertung, ein Holz- und ein Transportunternehmen sowie eine Biogasanlage. Inwiefern er die Mehrausgaben jedoch auf die Endprodukte und Dienstleistungen umlegen kann, ist ungewiss.

Was er sich vor allem wünscht: Eine Perspektive für die Landwirtschaft in Deutschland mit praxistauglichen Regelungen. Als Beispiel nennt der studierte Diplom-Agraringenieur dem Umgang mit Ohrmarken. Für seinen Betrieb mit insgesamt fast 3.000 Tieren verzögert sich beispielsweise seit Monaten die Auszahlung von Beihilfen. Dies in einer Höhe von über 100.000 Euro, weil letztlich sechs Ohrmarken von Ziegen in der amtlichen Agrarsoftware des Landes Thüringen nicht korrekt zu erfassen seien. Der Betrieb hingegen habe alle Nachweise ordnungsgemäß vorliegen. Zur Erklärung: Jedes Nutztier muss kurz nach der Geburt zwei Ohrmarken als eine Art Geburtsurkunde erhalten. Wenn Schafe, Ziegen und Rinder jedoch draußen auf der Weide, in hohem Gras und Gebüsch unterwegs sind, kann eine Ohrmarke manchmal verloren gehen.

Ein weiteres „Bürokratiemonster“ ist für Ralph Wickler die nach der Düngeverordnung verpflichtende Stoffstrombilanz. Hier muss jede Zu- und Abfuhr an Stickstoff und Phosphor aus dem Vorjahr für alle fünf Golmsdorfer Betriebe nachgewiesen werden. So ist z.B. jedes verkaufte oder verendete Tier in Kilogramm Stickstoff und Phosphor umzurechnen. „Das Ergebnis ist höchst ungenau und die Aussagekraft liegt bei nahezu null. Der Aufwand hingegen ist immens und muss von den Landwirten zusätzlich und unentgeltlich erbracht werden“, sagt Landwirt Wickler.

 


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